Auszeichnung für das belgische Kollektiv Rotor: Mit kritischem Realismus und subversiven Techniken weist es den Ausweg aus der Krise der Architektur.
Der seit 1992 vergebene, mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Schelling-Architekturpreis honoriert kein Lebenswerk, sondern Architekten, die "das zukunftsträchtige Bedeutsame" zu fördern. Alle zwei Jahre wird je ein Preis für Architekturtheorie und -praxis in Karlsruhe, dem Ort, an dem der namensgebende Architekt Erich Schelling wirkte, vergeben. Ersterer steht vorher fest, Letzterer wird live in einer Art Mini-Oscar-Zeremonie unter drei Nominierten gekürt. Nicht wenige von ihnen kamen später zu globalem Ruhm, etwa Zaha Hadid und Coop Himmelb(l)au.
Als Wegweiser für die Architektur hat sich der Preis zweifellos bewährt. Doch selten war die Richtung so eindeutig wie in diesem Jahr. Das "zukunftsträchtige Bedeutsame" deutet heuer so weit weg von der ikonischen Stararchitektur, wie es nur möglich ist. Nicht nur das: In Zeiten, in denen Architekten – nicht zu Unrecht – ihre von Übernormierung und Claim-Management-verseuchten Projektabläufen eingeschränkten Handlungsspielraum beklagen, verweigern sich alle vier der Resignation. Sie tun dies mit einer Mischung aus Pragmatik und listiger Subversion, wie japanische Kampfsportler, die die Bewegung des Gegners (nennen wir ihn ruhig Spätkapitalismus) umlenken.