Vergangene Woche wurde der Planlos Award 2017 verliehen. Der erste Preis ging an die Stadtplanung der Stadt Graz und deren Bürgermeister
Planung ist eine langfristige und mühsame Angelegenheit. Fachleute haben dafür den Begriff des Planungshorizonts, und oft liegt dieser so weit in der Ferne, dass er nur mit dem Fernglas erkennbar ist. Zwischen erstem gezeichnetem Strich, Spatenstich und Banddurchschneiden wechseln Personen und Legislaturperioden, ändern sich Gesetze. Verständlich also, dass sich Bürgermeister freuen, wenn jemand bei ihnen anklopft, eine fertige Idee auf den Bürgermeistertisch legt, und man nicht das ganze mühsame Geplane selbst machen muss. Daran ist an sich nichts Schlechtes, denn Menschen haben oft gute Ideen. Die Frage ist, ob die Öffentlichkeit, die der Bürgermeister vertritt, von diesen Ideen profitiert.
Was passiert, wenn Investoren einen Bürgermeister mit schlechten Ideen erfolgreich umgarnen, beschreibt der britische Architekt und Kritiker Douglas Murphy in seinem soeben erschienenen Buch Nincompoopolis. Der klangvoll schöne englische Begriff Nincompoop (Einfaltspinsel) bezeichnet in diesem Fall Außenminister Boris Johnson. Dieser war in seiner Amtszeit als Londoner Bürgermeister (2008 bis 2016) für eine ganze Reihe teurer Nonsensprojekte verantwortlich. Seilbahn ins Nirgendwo Manche davon, wie die Emirates Cable Car – eine Seilbahn von nirgendwo nach nirgendwo -, wurden realisiert. Andere, wie die Garden Bridge, eine mit hübschen grünen Bildchen als öffentliche Bereicherung angepriesene Privatbrücke über die Themse, wurden von seinem Nachfolger Sadiq Khan frühzeitig entsorgt.
Von Planung kann bei solchen willfährigen Schlingerkursen nicht die Rede sein. Die Kritik daran ist keine ästhetische, sondern eine moralische. Wenn ein Bauwerk wie ein unerwarteter Gast am falschen Ort auftaucht, kann es noch so schön gekleidet sein. Zu fragen ist, wie und warum diese Bauwerke zustande kommen, und ob die Politik ihre Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit wahrnimmt und ihr transparent erklärt, welchen Weg zum Horizont man einzuschlagen gedenkt.