Verloren im Mahlwerk von Normen und privaten Interessen: Der Umbau des Höchstädtplatzes im 20. Bezirk zeigt, wie in Wien mit öffentlichem Raum umgegangen wird. Warum hat eine so schöne Stadt so durchschnittliche Plätze? Liegt es daran, dass öffentlicher Raum hier vor allem als Arena des Verkehrs und seiner Teilnehmer gesehen wird?

Der Architekturpublizist Markus Miessen über falschen Konsens, guten Konflikt und die Rolle der Architekten in der Politik

In seinem 2012 erschienenen Buch Albtraum Partizipation geißelte der Berliner Architekt und Publizist Markus Miessen die romantische Verklärung der Basisdemokratie und die in technokratischem Geplänkel versandeten Liquid-Democracy-Bemühungen der Piratenpartei. Es müsse eben nicht immer "jede letzte Schnarchnase" an allem beteiligt sein. Anstatt Verantwortung bequem durch Volksabstimmungen abzuwälzen, gelte es, Mut zum Konflikt zu zeigen - eine Rolle, für die Architekten als Generalisten ohne Lobby prädestiniert seien.

Das einzige Bad in der Salzburger Innenstadt stammt aus den 50er Jahren. Nach jahrzehntelangen Debatten gab es schließlich grünes Licht für Abriss und Neubau. Im Wettbewerb galt es, das umfangreiche Raumprogramm einer Badelandschaft in die Höhe zu stemmen.

Neubauten sind seit jeher eine heikle Gratwanderung in der Stadt Salzburg, die all zu oft verzückt vor dem Spiegel ihrer eigenen Denkmalhaftigkeit erstarrt. Kein Wunder also, dass sich die Diskussion über ein neues Hallenbad gut vier Jahrzehnte hinzog. Da ist einerseits das Paracelsusbad, eine helle, unkomplizierte Schwimmhalle aus den 1950er Jahren mit angeschlossenem Kurhaus,  das als einziges Bad in der Innenstadt idyllisch am Rande des Parks von Schloss Mirabell.liegt. Und da sind andererseits  die Ansprüche der Gäste in Zeiten überbordender Wellnesslandschaften, die es in keinster Weise bedienen kann.

Die neue Bergstation der Wildspitzbahn in Tirol von Baumschlager Hutter Architekten gibt sich als sanfte Gipfelstürmerin jenseits der Hüttengaudi.

Dass der Tourismus in den Tälern Tirols seine Spuren auch in architektonischer Form massiv hinterlassen hat, ist nicht erst seit der Piefke-Saga allgemein bekannt. Neben Hotelburgen ist es vor allem ein visuelles Grundrauschen des permanenten Werbens, Winkens und Wedelns, das auffällt im Weichbild der Siedlungen, die immer mehr zu einem durchwürfelten Ganzen zusammenwachsen und sich gleichzeitig selbstvermarktend immer aufgeregter voneinander abgrenzen müssen, um zu überleben.

Am Rande der Stadt die Wissenschaft: Der Science Park auf dem Campus der Uni Linz ist nahezu fertig. Eine Ortsbeschau

Als präsent im Stadtbild kann man sie nicht gerade bezeichnen: Die Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) versteckt sich am äußersten nordöstlichen Zipfel der Landeshauptstadt, dort, wo sich diese schon fast ganz ins Ländlich-Mühlviertlerische verabschiedet. Die Bauten der Hochschule mit ihren rechtwinkligen, ins reichliche Grün verteilten rationalen Kuben bezeugen deutlich die Zeit der Universitätsgründung Mitte der 60er-Jahre.

Doch wenn man schon nicht in Linz sichtbar ist, will man es auf der internationalen Bühne der Forschung sehr wohl sein. Um den Schwerpunkt dabei von den Geistes- in Richtung Naturwissenschaften zu verlagern, die zum Teil im Stadtgebiet verstreuten Institute zu bündeln und nach amerikanischem Vorbild ein Nebeneinander von Forschung, Start-ups und Kooperationspartner in der Wirtschaft zu schaffen, beschloss man eine Erweiterung des Campus.

Die Ausstellung "Bauen mit Holz - Wege in die Zukunft" im Wiener Künstlerhaus

Wien - Ein frischer Wind aus den Wäldern weht zurzeit durchs Künstlerhaus. In den Sälen türmen sich Stapel aus Fichtenholz, die Wände sind mit sägerauen, leicht duftenden Brettern verkleidet. Schon bevor man die Ausstellung Bauen mit Holz - Wege in die Zukunft genauer unter die Lupe nimmt, fällt auf, wie fremd das Thema im massiv geziegelten und betonierten Wien wirkt. So leicht ist es, hier die Architektur aus dem Rohstoff Holz aus dem Auge zu verlieren, dass die Ausstellung an sich schon ein hochnotwendiger Wink mit dem sauber gedrechselten Zaunpfahl ist.

Der Louvre-Lens bringt dank der japanischen Architekten SANAA mit Leichtigkeit Licht ins Dunkel des französischen Kohlereviers

Bergbau, Fußball, Flachland, Regen: Der raue äußerste Norden Frankreichs ist nicht gerade eine Urlaubsdestination. Die größten Besuchermagnete sind immer noch die Grabstätten des Ersten Weltkriegs, dessen Frontlinien hier tiefe Wunden schlugen. Mitten im Kohlebecken zwischen Lille und Arras gelegen, ist die 35.000-Einwohner-Stadt Lens eine der unglamourösesten und ärmsten dieser Region, überragt von zwei riesigen schwarzen Pyramiden aus Abraumschutt: Zeugen des Kohleabbaus, der in den 80er-Jahren zu Ende ging. Die zweite Erhebung: Die betonrohe Stadionburg des einstigen französischen Fußballmeisters RC Lens, der inzwischen in der Zweiten Liga dümpelt.

Von außen zeigt der neue Konzertsaal der Wiener Sängerknaben all zu deutlich die Umstände seines Entstehens. Im Inneren wartet dafür die Belohnung.

Dass das Drumherum der Architektur hineinredet, ist an sich nichts Schlechtes. Wenn das Drumherum jedoch zu laut ist, kann eine Idee zugrunde gehen. Am neuen Sängerknaben-Konzertsaal MuTh, der nach 10 Jahren und etlichen Namensänderungen jetzt fertig geworden ist, kann man das ausgezeichnet beobachten. Er ist genau dort gut geworden, wo am wenigsten hineingeredet wurde.

In Rumänien, dem zweitärmsten Land der EU, wird am 9. Dezember ein neues Parlament gewählt. Doch für viele geht es darum, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Marian Canuta hat für seine achtköpfige Familie mit tatkräftiger Hilfe eines gebaut.

Fernfahrerkolonnen und Pferdegespanne wechseln sich ab auf der Nationalstraße 3, die von Bukarest nach Osten führt. Rechts und links eine Abfolge von Grasland, Häusern in allen Zuständen des Bauens und Zerfallens, Autoschrott, Schafherden, brandneuen Fabriken und Fabrikruinen, streunenden Hunden. Das Bild eines Landes im Umbruch. Fundulea, ein 6000-Seelen-Ort rund 40 Kilometer östlich von Bukarest, der von der Nationalstraße durchschnitten wird, liegt an der Bruchlinie zwischen Stadt und Land.

Wiesbaden: Die unbekannteste Mittelgroßkleinstadt Deutschlands. Kein Mensch kennt auch nur ein Gebäude, ein Wahrzeichen, eine Person aus Wiesbaden. Die Weltgeschichte weiß von keiner Schlacht bei und keinem Frieden von Wiesbaden, die Stadt scheint im Windschatten aller anderen gemütlich, wohlhabend und ein bisschen langweilig dahinzuexistieren, so schattig, dass man bisweilen daran zweifelt, ob sie wirklich existiert. Dann aber bekommt man Post von jemandem, der behauptet, tatsächlich in einem anscheinend doch vorhandenen Wiesbaden zu leben, dort ein prachtvolles Magazin namens Stijlroyal herauszugeben, und für die nächste Nummer Geschichten von Autoren über Orte in eben diesem Wiesbaden zu sammeln. Der Clou an der Sache, so diese Person weiter, sei, dass keiner dieser Autoren je vor Ort gewesen sei und abgesehen von einem zerknautschten Foto nur ein äußerst dürres Briefing bekäme.