Jahrzehntelang war das malerische Castelfalfi leer und verlassen. Jetzt wurde es vom deutschen TUI-Konzern gekauft und zum Nobel-Resort veredelt - und mutet toskanischer an als die Toskana selbst.

Das typische Bild der Toskana könnte wohl jedes Kind im Schlaf aufzeichnen. Standard-Zubehör: Steinerne Städte auf grünen Hügeln, schlanke Zypressen, einsame Bauernhäuser, und das weltweit als unvergleichlich bekannte sanft goldene Licht. Man kennt das, und doch ist man erstaunt, dass die Toskana, wenn man sich in ihr befindet, tatsächlich exakt so aussieht wie aus Prospekten und Werbespots bekannt.

Auf einem Bergsporn über wogenden Feldern thronend, passt das Dorf Castelfalfi perfekt in dieses Bild: es duftet nach Rosmarin, es wuselt die Eidechse, aus dem Ginster lugen romantische Ruinen. Dass diese auch von Scheitern und Entbehrung künden, ist dabei leicht zu übersehen. Nachdem die örtliche Tabakfabrik in den 1960er Jahren zusperrte, wurde das Dorf bis auf ein paar Ferienhäuser verlassen, das Kastell stand leer, die Kirche zerfiel.

Der islamische Friedhof in Altach zeigt mit seiner Synthese aus alpinen und muslimischen Elementen Architektur als gebaute Integration

Es passiert wohl eher selten, dass auf einem Friedhof pure strahlende Zufriedenheit herrscht. Noch erstaunlicher ist die Harmonie, wenn es sich dabei um ein Bauprojekt mit fast zehn Jahren Planungsgeschichte handelt, das obendrein das Pawlow'sche Reizwort "Islam" im Programm hat.

Wang Shu wurde am Freitag als erstem Chinesen der Pritzker-Preis verliehen. Ein Gespräch über die Gefahren des Baubooms und die Poesie chinesischer Gärten

STANDARD: Im Februar wurde Ihre Kür zum Pritzker-Preis-Träger bekanntgegeben. Hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Wang: Mein Leben ist noch genau dasselbe. Doch in China wurde der Preis sehr genau registriert. Sie müssen wissen, dass Architektur in China erst in den 1990er-Jahren überhaupt in den Medien beachtet wurde. Die Öffentlichkeit hat sich bisher jedoch fast gar nicht dafür interessiert. Das ändert sich gerade.

STANDARD: Wie reagieren die Architekten auf diese Resonanz?

Wang: Die jungen Architekten sind von dieser Aufmerksamkeit natürlich begeistert. Und die älteren, die in den Planungsstellen im System arbeiten, wachen langsam auf und beginnen zum ersten Mal, Kritik an der Überkommerzialisierung unserer Städte zu üben.

STANDARD: Das heißt, die Architekten haben bisher geschlafen?

Wang: Ja. Die heutigen Architekten sind eine Generation, die ihre kulturelle Identität und ihre Fähigkeit, Dinge historisch einzuordnen, verloren hat. Der Grund dafür ist, dass die Entwicklung viel zu schnell vorangeht und man vor lauter Zeitmangel die wichtigen Probleme immer weiter aufschiebt. Ein zweiter Grund ist die Kommerzialisierung und Politisierung. Die massive Verstädterung und Bauwut haben das harmonische Zusammenleben und die gewachsene Kultur nahezu zerstört.

Die Ausstellung "Hands-on Urbanism" im Architekturzentrum Wien zeigt die Geschichte der Landnahmen von unten und die wiederkehrende Aufblühen des Informellen als städtische Überlebenstechnik in Krisenzeiten.

Die große Halle des Wiener Architekturzentrums ähnelt zur Zeit mehr einem Gartencenter als einem Museum. Es grünt in allen Ecken, es wird eifrig gegossen, gepflanzt und getopft. Zwischen der üppigen Botanik bietet sich eine Vielzahl kleiner, auf Bauzäune montierter Tafeln zum Thema "Recht auf Grün", dem Untertitel der Ausstellung. Eine, die man sich erarbeiten muss. Großformatige Hochglanzfotos, auf denen sich das Auge ausruhen kann, sind hier nicht zu finden. Dafür eine Fülle an Informationen zu kaum bekannten Beispielen für Städtebau von unten, für die Aneignung urbanen Freiraums durch die Bürger. Die von Kuratorin Elke Krasny ausgewählten Beispiele führen von den Anfängen der Schrebergärten in Deutschland und Österreich Mitte des 19.Jahrhunderts über kooperatives Schrottsammeln in Porto Alegre bis zum Kampf um finanziell und landwirtschaftlich lukrativen Boden im heutigen Hongkong.

Traum ist in der kleinsten Hütte: Als Folge der Krise erleben Minihäuser eine weltweite Renaissance, wie das Small House Movement zeigt.

"Ich hatte drei Kalksteine auf meinem Pult liegen, fand aber zu meinem Entsetzen, dass sie tägliches Abstauben benötigten, während mein geistiger Hausrat noch unabgestaubt dastand, und voller Abscheu warf ich sie zum Fenster hinaus." Mit diesen Worten beschrieb Henry David Thoreau in Walden, oder Leben in den Wäldern 1854 das konsequente Ausmisten alles überflüssigen persönlichen Besitzes beim Bau seiner asketischen Eigenbau-Holzhütte am Ufer des Walden Pond in Massachusetts. Als Dauermöblierung verblieb: Herd, Tisch, Bett, drei Stühle. Wohnfläche: 15 Quadratmeter. Die Kosten dafür, von Thoreau akribisch festgehalten: 28½ Dollar. Naturbetrachtung, unverfälschtes Erleben, klares Denken, das war allemal wichtiger als das Anhäufen toter Dinge als Besitz und Statussymbol.

Bombenentschärfung, Bosonen und Büffets: Bei der Langen Nacht der Forschung herrschte trotz Sommertemperaturen ungebremster Wissensdurst.

"Habt ihr schon mal von Interpol gehört?" Die zwei Heranwachsenden schütteln den Kopf. "Also: Stellt Euch vor, Mr.Smith hat in Amerika einen Banküberfall verübt..." hebt der nette Beamte in Märchenonkelstimme an, und die Jungs hören gebannt zu. Fünf Uhr nachmittags, zu Beginn der Langen Nacht der Forschung, ist im schummrigen Foyer des Bundeskriminalamts mächtig was los, und das obwohl draußen mit aller Macht der Sommer ausgebrochen ist.

Neben einer Glasschüssel mit Köder-Zuckerln werden Fingerabdrücke mit Kohlestaub bepinselt, die Kleinsten versuchen, Inspektor Maulwurf beim Lösen eines Felldiebstahls zu helfen, gegenüber werden die etwas Älteren mit lustigen Büchlein (verheißungsvolles Kapitel: "Wastl auf dem Datenhighway") zur Vorsicht im Internet angehalten, und die ganz Alten verwickeln die Beamten in längere Gespräche über Einbruchsprävention. Neben zwei futuristischen Bombenentschärfungsrobotern wartet Falschgeldspürhund "Argon" schon unruhig scharrend auf seinen Einsatz: Ihm steht noch eine lange Nacht des Banknotenschnüffelns bevor.

Eine Ausstellung in Dornbirn zeigt den pragmatischen Surrealismus des hochproduktiven flämischen Architektentrios De Vylder Vinck Taillieu

Die Belgier, behauptet ein populäres Sprichwort, würden mit einem Ziegelstein im Magen geboren. Was weniger auf eine Vorliebe für schwerverdauliche Mahlzeiten als einen Drang zum Aufbauen und Besitzen von Eigenheimen in diesem Land anspielt. Dank der sehr liberalen Bauvorschriften mitunter eine Lizenz zum Chaos: Das Weichbild aus wild durcheinandergewürfelt in der Landschaft herumstehenden Häusern und Häuserzeilen, gerne mit Fliesen und Klinkern in Nikotingelb und Schmutzweiß verkleidet, hat schon manch einen Belgienurlauber verstört.

Eine Spielwiese für schrullige Selbstbauer - aber ein Mekka für Architektur? Bei Mode und Design ist Belgien seit den 1980er-Jahren avantgardistisch vorne dabei, bei den Baumeistern fällt das Land in der internationalen Wahrnehmung zwischen den emsigen Niederländern und den flamboyanten Franzosen oft durch den Rost.

Dabei hat sich hier parallel zu den Moderevolutionären wie den "Antwerpener Sechs" eine kleine, aber aufregende Architekturszene verfestigt, die zwar keine Weltstars gebärt, dafür in erfrischender, bisweilen ruppiger Sprödigkeit immer wieder zu überraschen weiß - passend zu diesem komplizierten Land mit seinen inneren Verwerfungen.

Das Museo Casa Enzo Ferrari verkörpert das Vermächtnis der Automobil-Ikone. Und auch das seines eigenen Architekten

Museumsdirektorin Adriana Zini legt letzte Hand an. Mit prüfendem Blick steht sie vor der Staffelei mit dem Foto des älteren Mannes mit faltigem Charaktergesicht und weißem Haar, der ganz in Schwarz gekleidet barfuß auf dem Boden sitzt: Jan Kaplický, der Architekt ihres Museums. Wenn das Erste, das man beim Betreten eines Gebäudes sieht, ein Porträt seines Erbauers ist, platziert vom Bauherrn selbst, dann muss schon eine seltene Verbundenheit dahinterstecken.

Es ist die Verbundenheit der Biografien zweier markanter Männer, von der das Museo Casa Enzo Ferrari in Modena, das am 12. März eröffnet wurde, erzählt. Die des illustren Motormagnaten, um dessen schlichtes Geburtshaus sich der Neubau mit konkavem Schwung respektvoll schmiegt, und die des Architekten vom Londoner Büro Future Systems.

Als dieses den Wettbewerb für den Neubau zwischen Bahnlinie und Stadtzentrum mit dem Entwurf eines geflügelten Dachs gewann, das mit seinen zehn Lüftungsschlitzen die Karosserie eines Rennwagens evozierte, war dies ein Ergebnis, wie es logischer und zwingender nicht sein konnte. Schließlich hatten Future Systems von allen Hightech-verliebten Formfindern schon immer die elegantesten Kurven im Stall.

Städte sind nicht nur materielle, sondern auch intellektuelle Ressourcen. Doch welche Idee von Stadt hat die Smart City Wien eigentlich? Und wie sieht sie aus?

Eine einstündige Führung durch das MediaLab am MIT in Cambridge, Massachusetts, und man ist restlos bedient und hängt ehrfurchtsvoll erschöpft in der Ecke. “Aha! Hier wird also alles erfunden, was es auf der Welt gibt”, denkt man, überwältigt von der Konzentration von Forschung, Innovation, Ideen, und natürlich auch sehr, sehr viel Geld auf erstaunlich winzigem Raum. Roboter hier, intelligente Textilien da, und ganz hinten die Abteilung Senseable Cities, die der vernetzten Stadt der Zukunft auf der Spur ist. Kein Wunder, dass das MIT im Times Higher Education World Reputation Ranking 2012 auf Platz 2 hinter Harvard gereiht wird. Die Wiener Hochschulen sind, wie hierzulande schlagzeilenträchtig bemerkt wurde, aus den TOP 100 herausgefallen.