Bevor neues Zeugs im Kapitel “Über Orte” dazukommt, wird erst mal altes rausgehauen. Das hier und die folgenden Chinatexte sind aus dem Jahr 2008.
Vorher Nachher Bilder
Jeder macht sich, bevor er auf Reisen geht, ein Bild von seinem Ziel, einer Stadt, in der er noch nie vorher war. Dieses Bild ist ein Destillat aus Zeitungslektüren, Klischees und Stereotypen, Erzählungen von Freunden, Schlagworten aus Reiseführern, und herbeigegoogelten Bildern, das sich zu einer Topographie formt, einem dreidimensional zusammengepuzzelten Gesamtbild eines Ortes, das so nur im eigenen Kopf existiert, und das unwiederbringlich verdampft, sobald man am realen Ort eingetroffen ist.
So wie man ein Buch nie mehr unvoreingenommen lesen kann, sobald man den Film dazu gesehen hat, lässt sich dieses Bild nie wieder rekonstruieren. Ausser, man schreibt es vorher auf und kann dann vergleichen. Im Falle von China waren die Stereotypen eindeutig definiert, und eigentlich wollte ich da auch gar nicht hin.
Die Halbinformationen, die über die Jahre aus Medien und Freunden herausquollen, ergaben ein Destillat, das sich mit den Begriffen “mühsam, undurchdringlich, Smog, grau, Herumgespucke, Angestarrtwerden, Repressionen, quäkende Musik, Nichtvorhandensein von Hilfsbereitschaft, Todesstrafe” zusammenfassen ließ. Wenn aber das Weltgefüge einem den Teppich zu einem kleinen Ausflug ausrollt, guckt man aber dann doch, wie China so ist.