architektur

Ein mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnetes Kraftwerk zeigt, wie Architektur und Ingenieurbau in Eintracht zum Motor für eine idyllische Kleinstadt wurden.

Sanfte grüne Endmoränen, herber Bergkäse, das Märchenschloss Neuschwanstein, ein als eigensinnig und rebellisch geltender Menschenschlag und reichlich Regen: Für diese Dinge ist das Allgäu im Südwesten Bayerns bekannt. Ganz nebenbei sammelt das Allgäu aber auch preisgekrönte Architektur. Die jüngste dieser Auszeichnungen, der Deutsche Architekturpreis (zweiter Platz), wurde vorgestern, Donnerstag, feierlich vom Bundesbauminister verliehen. Sie ging an dasselbe Bauwerk wie schon die vorigen zwei Preise: an das Wasserkraftwerk in Kempten von Becker Architekten.

Wie die Planung eines neuen Marktplatzes einen Ort verändern kann, wenn man die Bewohner mitreden lässt, zeigt Zeillern im Mostviertel

Ein Dorf wie viele in Österreich. Nicht weit von Autobahn und Bundesstraße, wenige Kilometer hinter einem Kreisverkehr mit überdimensionierten Birnen in der Mitte. Malerisch gelegen in einem breiten Talkessel zwischen sanften Hügeln. Ein Schild am Ortseingang sagt "Willkommen in der Wohlfühlgemeinde 2009". Es gibt eine Hauptstraße, zwei Wirtshäuser und einen Nahversorger. Ein Hahn kräht, eine Katze räkelt sich in der Sonne, ein Bach rauscht. Von irgendwoher ertönt ein Blasmusikorchester. Es gibt ein schmuckes Schloss und eine schlichte, weißgetünchte Kirche. Dazwischen gibt es einen Marktplatz, über den die Kirchgänger in Anzug und Dirndl nach der Sonntagsmesse spazieren. Das Dorf heißt Zeillern, und sein Marktplatz ist brandneu - und rot.

Auf dem roten Platz steht Dorfpfarrer Rupert Grill und freut sich: "Bevor es den Platz gab, war die Kirche von wucherndem Gestrüpp verdeckt, man hat sie im Vorbeifahren gar nicht mehr gesehen. Eine Verbindung zum Schloss gab es auch nicht. Dabei werden dort mehr als 50 Hochzeiten im Jahr gefeiert. Jetzt steht die Kirche im Blickpunkt, und die Hochzeitsgesellschaften können von der Kirche ohne Umweg zur Feier gehen." Ein Dorfbewohner grüßt den Pfarrer und schiebt sein Rad über den rotgefärbten Betonboden. Eine ältere Frau in Tracht bleibt vor der langen Wand aus kantigen Holzlamellen am Rand des Platzes stehen und liest die Neuigkeiten im Schaukasten. Für die "Zeillinga" ist die Architektur offenbar kein Fremdkörper. Und das liegt daran, dass sie sie selbst geplant haben.

Vorige Woche wurden die Animal Architecture Awards verliehen - Ein Überblick über das Bauen von Menschen für Tiere

Bauordnungen, Normen, Technische Bestimmungen, und nicht zuletzt der gesunde Menschenverstand: Wie die Gattung Homo sapiens idealerweise in gebauten Räumen unterzubringen sei, ist mehr als hinreichend definiert und geregelt. Aber was, wenn der Mensch für seine Mitwesen baut? Wie wollen Tiere wohnen? Welche Wandfarbe bevorzugen Wasserschweine, wie viel Bewegungsraum braucht der Braunbär? Ab welcher Höhe brauchen Gämsen ein Geländer? Mögen Pinguine Beton?

Zumindest die letzte Frage darf seit 1934 als beantwortet gelten. In jenem Jahr eröffnete im Londoner Zoo das neue Pinguinbecken: Ein leuchtend weißes Oval, darin zwei freischwebende elegante halbkreisförmige Betonrampen. Dem russischen Exilarchitekten Berthold Lubetkin, der bereits im Jahr zuvor nebenan das revolutionäre drehbare Gorillagehege gebaut hatte, gelang es damit, mit einem Schlag die moderne Architektur ins damals noch im Landhausstil dahindämmernde Großbritannien zu importieren.

Die Pinguine fühlten sich im kühl-modernen Ambiente wohl und watschelten wie geplant rampauf und rampab. Geschützte Schattenbereiche und Schiefer- und Gummiböden sorgten für notwendige Abwechslung. "Zum ersten Mal werden hier Tiere nicht in künstlichen Nachbauten ihrer natürlichen Umgebung untergebracht", jubelte der ehemalige Bauhaus-Professor László Moholy-Nagy bei der Eröffnung des Bauwerks.

Vor 50 Jahren wurde die Berliner Mauer errichtet, nicht die letzte ihrer Art: Eine Geschichte der gebauten Grenzen zwischen Hier und Dort

Wer ist eigentlich Rafael Moneo? Die Gebäude des spanischen Architekten und Pritzker-Preisträgers sind nur schwer zu fassen. Seine Architektursprache ist heterogen, sein Werk ist dispers. Bis Ende des Monats ist in Krems eine kleine Ausstellung mit seinen jüngsten Projekten zu sehen.

Interview: Wojciech Czaja und Maik Novotny

Vor ein paar Wochen hatten Sie Geburtstag. Sie sind jetzt 74 Jahre alt. Wie fühlen Sie sich?

Zwischen Internationalität und Isolation, zwischen Süden und Osten: Die Architektur Belgrads zeigt von jeher eine Eigenständigkeit abseits von Ostblock-Klischees.

Er baut klein und spartanisch. Und am liebsten zeichnet er nur. Ein Gespräch mit dem russischen Künstler und Architekten Alexander Brodsky.

Gerade als sich New York Ende Dezember 1999 auf die Millenniumsfeiern vorbereitete, bestieg Alexander Brodsky eine Aeroflot-Maschine nach Moskau, um endgültig in seine Heimatstadt zurückzukehren. Gut zwei Jahrzehnte, nachdem er dort Architektur studiert hatte, kehrte er zu seinen Wurzeln zurück: Mit Mitte 40 wurde Alexander Brodsky nun tatsächlich Architekt und gründete sein erstes Büro.

Mehr als Waldorfschulen: Das Rudolf-Steiner-Jahr zeigt, wie der umstrittene Gründer der Anthroposophie Kunst und Architektur beeinflusste

Der berühmte Besucher soll nachhaltig beeindruckt gewesen sein, als er im Jahr 1927 diesen Berg in der Schweiz bestiegen hatte. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft südlich von Basel, thronte vor ihm ein 90 Meter langes und 37 Meter hohes Gebilde aus purem Sichtbeton - kein rechter Winkel, dafür konkave und konvexe Wölbungen und Säulen wie Luftwurzeln, schwer und leicht zugleich.

Während Pjöngjang sich zum 100. Geburtstag Kim Il-sungs herausputzt, zeigt ein neuer Architekturführer erstmals die Bauten der Stadt

Die Pjöngjanger dürften nicht schlecht gestaunt haben, als Mitte 2008 die älteste Baustelle der Stadt plötzlich wieder zum Leben erwachte. Das monströse, 105-stöckige Ryugyong-Hotel, das 16 Jahre lang als halbfertiger Rohbau vor sich hingebröselt hatte, bekam in Windeseile eine verspiegelte Glasfassade verpasst.

Der mit reichlich Pritzker-Preisträgern besetzte Novartis Campus in Basel nimmt allmählich Gestalt an. Ein Zwischenbericht

Lautlos ziehen die prachtvoll gefärbten Koi ihre Kreise im Wasserbecken auf der Piazza. Unter dem schattigen Blätterdach lehnen Menschen mit klugen, konzentrierten Gesichtern entspannt auf Sesseln, Laptops auf den Knien, international telekonferierend. Sorgfältig behelmte Fahrradfahrer mit Rucksäcken rollen vorbei. Gegenüber stoppt ein Kleinbus sanft an der Haltestelle vor dem Supermarkt. Kleingruppen streben den Tischen unter den Arkaden entgegen: zum Lunch in die Osteria Dodici oder heute mal in die Sushibar?

Eine freundliche und perfekte Welt. So perfekt, dass ein Neuankömmling unweigerlich in die Sonne blinzelt, um zu prüfen, ob diese nicht doch ein Scheinwerfer und das alles eine Art urbaner Truman Show ist. Doch die Szenerie ist voll und ganz real: Der Neuankömmling befindet sich auf dem Novartis Campus in Basel, exakt an der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich.