Nein, nordisch ist nicht skandinavisch. Das erzählt jeder Finne, wenn man ihn fragt. Ein Besuch bei der jüngsten Generation nordischer Kreativer
Wie sie sich alle in der großen Scheune versammeln, gut 300 Menschen unter ebenso 300 Jahre alten Holzbalken, könnte man es für eine Dorfversammlung halten. Nur die ungewöhnliche Kleidung fällt etwas heraus: hier grelles Grün, dort ein Hauch Yamamoto, einige originelle Brillengestelle, dort drüben ein sorgfältig kultivierter Handwerkerchic.
Es waren allesamt Zugehörige der finnischen Designszene, die sich hier im Mai bei der Eröffnung der Fiskars Design Biennale, etwa 100 Kilometer westlich von Helsinki, trafen. Und doch wäre die dörfliche Assoziation nicht falsch. Denn hier scheint jeder jeden zu kennen, und ganz Design-Helsinki ist heute vermutlich hier, in diesem malerischen Tal zwischen Birken, Vogelgezwitscher und plätscherndem Bach.
Es ist ein Eindruck, der sich überall in Finnland aufdrängt und von Finninnen und Finnen auf Nachfrage auch gern bestätigt wird: Alles hier ist familiär, es gibt kaum Hierarchien, das Elitäre ist den Finnen fremd, schließlich hatten sie in Jahrhunderten der schwedischen oder russischen Fremdherrschaft auch gar keine Gelegenheit, Eliten zu bilden.
Finnisches Design spiegelt all das wider. Dieses Land hat 5,5 Millionen Einwohner, und grob geschätzt 5,4 Millionen davon haben eine Aalto-Vase und Bettbezüge von Marimekko im Haus. Design ist hier kein exklusives Geheimwissen der Bildungsbürger, sondern Teil des Alltags. Sich als etwas Besseres zu geben, würde hier als albern empfunden. Geschmackspäpste dürfen bitte woanders residieren.