architektur

Das einzige Bad in der Salzburger Innenstadt stammt aus den 50er Jahren. Nach jahrzehntelangen Debatten gab es schließlich grünes Licht für Abriss und Neubau. Im Wettbewerb galt es, das umfangreiche Raumprogramm einer Badelandschaft in die Höhe zu stemmen.

Neubauten sind seit jeher eine heikle Gratwanderung in der Stadt Salzburg, die all zu oft verzückt vor dem Spiegel ihrer eigenen Denkmalhaftigkeit erstarrt. Kein Wunder also, dass sich die Diskussion über ein neues Hallenbad gut vier Jahrzehnte hinzog. Da ist einerseits das Paracelsusbad, eine helle, unkomplizierte Schwimmhalle aus den 1950er Jahren mit angeschlossenem Kurhaus,  das als einziges Bad in der Innenstadt idyllisch am Rande des Parks von Schloss Mirabell.liegt. Und da sind andererseits  die Ansprüche der Gäste in Zeiten überbordender Wellnesslandschaften, die es in keinster Weise bedienen kann.

Die neue Bergstation der Wildspitzbahn in Tirol von Baumschlager Hutter Architekten gibt sich als sanfte Gipfelstürmerin jenseits der Hüttengaudi.

Dass der Tourismus in den Tälern Tirols seine Spuren auch in architektonischer Form massiv hinterlassen hat, ist nicht erst seit der Piefke-Saga allgemein bekannt. Neben Hotelburgen ist es vor allem ein visuelles Grundrauschen des permanenten Werbens, Winkens und Wedelns, das auffällt im Weichbild der Siedlungen, die immer mehr zu einem durchwürfelten Ganzen zusammenwachsen und sich gleichzeitig selbstvermarktend immer aufgeregter voneinander abgrenzen müssen, um zu überleben.

Am Rande der Stadt die Wissenschaft: Der Science Park auf dem Campus der Uni Linz ist nahezu fertig. Eine Ortsbeschau

Als präsent im Stadtbild kann man sie nicht gerade bezeichnen: Die Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) versteckt sich am äußersten nordöstlichen Zipfel der Landeshauptstadt, dort, wo sich diese schon fast ganz ins Ländlich-Mühlviertlerische verabschiedet. Die Bauten der Hochschule mit ihren rechtwinkligen, ins reichliche Grün verteilten rationalen Kuben bezeugen deutlich die Zeit der Universitätsgründung Mitte der 60er-Jahre.

Doch wenn man schon nicht in Linz sichtbar ist, will man es auf der internationalen Bühne der Forschung sehr wohl sein. Um den Schwerpunkt dabei von den Geistes- in Richtung Naturwissenschaften zu verlagern, die zum Teil im Stadtgebiet verstreuten Institute zu bündeln und nach amerikanischem Vorbild ein Nebeneinander von Forschung, Start-ups und Kooperationspartner in der Wirtschaft zu schaffen, beschloss man eine Erweiterung des Campus.

Die Ausstellung "Bauen mit Holz - Wege in die Zukunft" im Wiener Künstlerhaus

Wien - Ein frischer Wind aus den Wäldern weht zurzeit durchs Künstlerhaus. In den Sälen türmen sich Stapel aus Fichtenholz, die Wände sind mit sägerauen, leicht duftenden Brettern verkleidet. Schon bevor man die Ausstellung Bauen mit Holz - Wege in die Zukunft genauer unter die Lupe nimmt, fällt auf, wie fremd das Thema im massiv geziegelten und betonierten Wien wirkt. So leicht ist es, hier die Architektur aus dem Rohstoff Holz aus dem Auge zu verlieren, dass die Ausstellung an sich schon ein hochnotwendiger Wink mit dem sauber gedrechselten Zaunpfahl ist.

Der Louvre-Lens bringt dank der japanischen Architekten SANAA mit Leichtigkeit Licht ins Dunkel des französischen Kohlereviers

Bergbau, Fußball, Flachland, Regen: Der raue äußerste Norden Frankreichs ist nicht gerade eine Urlaubsdestination. Die größten Besuchermagnete sind immer noch die Grabstätten des Ersten Weltkriegs, dessen Frontlinien hier tiefe Wunden schlugen. Mitten im Kohlebecken zwischen Lille und Arras gelegen, ist die 35.000-Einwohner-Stadt Lens eine der unglamourösesten und ärmsten dieser Region, überragt von zwei riesigen schwarzen Pyramiden aus Abraumschutt: Zeugen des Kohleabbaus, der in den 80er-Jahren zu Ende ging. Die zweite Erhebung: Die betonrohe Stadionburg des einstigen französischen Fußballmeisters RC Lens, der inzwischen in der Zweiten Liga dümpelt.

Von außen zeigt der neue Konzertsaal der Wiener Sängerknaben all zu deutlich die Umstände seines Entstehens. Im Inneren wartet dafür die Belohnung.

Dass das Drumherum der Architektur hineinredet, ist an sich nichts Schlechtes. Wenn das Drumherum jedoch zu laut ist, kann eine Idee zugrunde gehen. Am neuen Sängerknaben-Konzertsaal MuTh, der nach 10 Jahren und etlichen Namensänderungen jetzt fertig geworden ist, kann man das ausgezeichnet beobachten. Er ist genau dort gut geworden, wo am wenigsten hineingeredet wurde.

In Wien Mitte eröffnete vorige Woche nach jahrelangem Hickhack endlich "Wien Mitte The Mall". Also, ein bisschen jedenfalls.

Der Straßenzug Invalidenstraße und Hintere Zollamtsstraße ist nicht gerade einer der schönsten in Wien. Man könnte sogar sagen, er ist eine fast nahtlose Aneinanderreihung von Hässlichkeit, ein plumpes Bollwerk der Geschmacksverirrung zwischen erstem und drittem Bezirk. Vom formlosen Raiffeisen/W3-Komplex über die ungelenk verdrehte Klebeplättchen-Architektur des Justiztowers bis zum düster verspiegelten Gebirge des Rechnungshofs am Donaukanal.

Eine Ausstellung über die Sowjetmoderne im Architekturzentrum Wien erzählt von der Vielfalt das Bauens an den Rändern des Imperiums

Dass die flachen Weiten des Ostens von Minsk bis Sibirien eine Fülle von Geschichten bergen, bezeugt die Weltliteratur mehr als deutlich. Dass sich Erzählungen auch aus der vermeintlich in öden Apparatschikberichten dokumentierten Periode der Planwirtschaft destillieren lassen, zeigte zuletzt "Rote Zukunft", Francis Spuffords großartiger Doku-Roman-Hybrid über die vom Zukunftsoptimismus erfüllte Wirtschaftspolitik der Chruschtschow-Ära.

Im schicken neuen Bahnhof Tullnerfeld, der am 9. Dezember eröffnet, werden täglich die Intercitys halten. Fraglich bleibt, ob auch jemand aussteigt.

Der Streit zwischen Wolf Prix und David Chipperfield lässt vermuten, dass unsere Denkweise auch in globalisierten Zeiten noch lokal geprägt ist.

Es war irgendwann in der Mitte der 90er Jahre, als der damals frisch zum Jungstar avancierte Greg Lynn im Audimax einer deutschen Universität sein neuestes Projekt vorstellte. Lynn erklärte sein parametrisches Design, das durch in den Computer eingespeiste Umweltfaktoren, automatisch in permanenter Veränderung begriffene dreidimensionale Formen generierte. So etwas hatte man damals - Zaha Hadid hatte gerade mal ihr Vitra-Feuerwehrhaus vorzuweisen - noch nie gesehen. Der vollbesetzte Hörsaal lauschte fasziniert. Wie er nun auf die endgültige Form gekommen sei? Nun, erklärte Lynn fröhlich, er habe einfach in dem Moment auf "Stopp" gedrückt, in dem ihm die Form gefallen habe. Und genau so solle das nun auch gebaut werden.