architektur

Das Symposium "Superstadt" spekulierte über die urbane Zukunft. Ob optimistisch oder düster: Der Futurismus ist wieder im Kommen - Architekt Liam Young über die Stadt von morgen

Die Zukunft schien in der Architektur ziemlich altmodisch geworden zu sein. Seit den fliegenden Träumen der 60er, als Pop-Art- Büros wie Superstudio aus Italien und Archigram aus London ihre Walking Cities wie riesige psychedelische Yellow Submarines durch die Welt von morgen staksen ließen, ist der Blick nach vorn immer grimmiger, humorloser und pessimistischer geworden.

Nach dem Anschluss baute das NS-Regime in Linz 11.000 Wohnungen. Eine Ausstellung widmet sich den Hintergründen der "Hitlerbauten"

Im Dezember 1940, kurz nachdem das Dritte Reich den "Erlass zur Vorbereitung des deutschen Wohnungsbaus von 1940" beschlossen hatte, hielt Robert Ley, Reichskommissar für den sozialen Wohnungsbau, in einer Rede fest, was es mit dem Programm, das außergewöhnlich große Wohnungen vorsah, auf sich hatte: "Wenn eine Vier-Raum-Wohnung da ist, und dann stehen zwei Schlafzimmer leer, dann wird sie das Schicksal schon dazu zwingen, damit diese beiden Schlafzimmer voll werden." Kinder statt Zinsen, so lautete das Leitbild des Wohnens in Kriegszeiten. Wohnraum als Nährboden zur folgsamen Produktion einer wachsenden Volksgemeinschaft.

80 Jahre Werkbundsiedlung: Das Wien Museum zeigt eine Ausstellung über eine Ausstellung - mit einigen Überraschungen

Was sich da vor 80 Jahren, am 4. Juni 1932, auf einer sumpfigen Wiese in der Lainzer Hagenau am Wiener Stadtrand zutrug, war zweifellos ein Großevent. Eine Menschenmenge lauschte den Reden von Bundespräsident Wilhelm Miklas und Bürgermeister Karl Seitz, umringt von kunterbunt hingewürfelten, buntgetünchten und flachbedachten Kisten: die 70 Wohnhäuser der Werkbundsiedlung, die an diesem Tag eröffnet wurde.

Der diesjährige Londoner Serpentine Pavillon von Herzog & de Meuron und Ai Weiwei oszilliert zwischen Schalk und Selbstreferenzialität

Das seltsam niedrige Dach, das im morgendlichen Nieselregen des Hyde Park auftaucht, könnte man auf den ersten Blick für ein behelfsmäßigen Unterstand für triefende Jogger halten. Diese Funktion erfüllt es zwar problemlos, in erster Linie aber handelt es sich hier um den diesjährigen Serpentine Pavillon, den die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron zusammen mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei errichtet haben. Es ist der mittlerweile zwölfte in der Reihe.

Von wegen Kopisten: Nicht erst seit Wang Shu zeigt sich, dass sich in China eine Architektenszene mit eigenständigen Ideen entwickelt hat.

Als im Frühjahr unter großem globalem Hallo im südchinesischen Huizhou die geklonte Version des österreichischen Hallstatt eröffnet wurde, war es wieder einmal klar: China kann eben nur kopieren. Made in China, erfunden woanders. Dass dies nicht die ganze Wahrheit ist, zeigte zur selben Zeit die Verleihung des Pritzker-Preises an Wang Shu, einen Architekten, der so eindeutig chinesisch erfindet und baut, dass der Aha-Effekt beachtlich war.

Das höchste Gebäude der EU, Renzo Pianos umstrittenes "The Shard" in London, wurde vorige Woche eröffnet. Gleichgültig lässt es niemanden.

Die Eröffnung, obwohl mitten in wirtschaftlicher Krisenzeit, war bombastisch. Man staunte über die Lichtshow, die aus dem Dunkel heraus mit einem Mal das brandneue Gebäude erhellte - das größte des Kontinents. Für einen Moment waren die kritischen Stimmen verstummt, die darauf hinwiesen, dass das mehrere Hundert Meter hohe Bauwerk noch völlig leer stand, und auch noch weit und breit keine Mieter und Käufer zu sehen waren, und das ganze Ding zu einer beeindruckenden, aber einsamen Investitionsruine zu werden drohte. Immerhin: Die Aussichtsplattform versprach, ein großer Publikumserfolg zu werden.

Die Rede ist natürlich vom Empire State Building, und das Datum der 1.Mai 1931. 81 Jahre später, am 5.Juli 2012, wiederholt sich die Geschichte. Die Stadt ist London, die Lightshow hat Laser, und das Gebäude „The Shard“ von Architekt Renzo Piano und Investor Irvine Sellar etwas kleiner als sein New Yorker Gegenstück. Der Rest stimmt überein. Zumindest auf den ersten Blick.

Nicht nur der Jurist liebt Kauderwelsch: Auch Architektenlatein kommt anderen oft spanisch vor. Und bedeutet manchmal - nichts.

Das Juristendeutsch wird oft und gerne geschmäht, wenn es im Dienste der unmißverständlichen Präzision zu hermetischen, aufgequollenen Satzungetümen führt. Die Buchhandlungen halten Wörterbücher Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt und Humoristisch-Augenzwinkerndes zum Thema bereit. Das ist das berüchtigtste Beispiel, doch auch andere Disziplinen haben ihren Jargon, der für andere zur Fremdsprache wird.

Ob zur Schul- oder zur Ferienzeit: Eine Fülle von Initiativen hat das Ziel, Heranwachsenden die Architektur nahezubringen. Ein Überblick.

Kluge Modernisten des Pop: Saint Etienne kehren mit einem tollen Album zurück und erinnern sich an den Beton der Londoner Suburbs.

Die Neue-Deutsche-Welle-Dadaisten Palais Schaumburg bauten eine neue Stadt, Arcade Fire beschrieben die Suburbs, und Starship prahlten tumb: „We built this City“. Doch auf die Frage, welche Band Architektur und Urbanismus am konsequentesten thematisiert hat, kann es nur eine Antwort geben: Saint Etienne.

Der islamische Friedhof in Altach zeigt mit seiner Synthese aus alpinen und muslimischen Elementen Architektur als gebaute Integration

Es passiert wohl eher selten, dass auf einem Friedhof pure strahlende Zufriedenheit herrscht. Noch erstaunlicher ist die Harmonie, wenn es sich dabei um ein Bauprojekt mit fast zehn Jahren Planungsgeschichte handelt, das obendrein das Pawlow'sche Reizwort "Islam" im Programm hat.