Hässlich, kitschig, trist: Bausünden sind unsere liebsten Feinde. Die Architekturhistorikerin Turit Fröbe jedoch hat sie ins Herz geschlossen
"Schaut schiach aus!", lautet oft der reflexhafte Kommentar auf ungewohnte Baulichkeiten, ein Urteil, das meist nach einer Sekunde feststeht, worauf sich der Betrachter in selbstgewisser Empörtheit dann auch gleich wieder abwendet.
Bausünden sind ein beliebtes Ziel des kollektiven Fingerzeigens. Der Guardian vergibt zurzeit den Carbuncle Cup für das hässlichste Haus Großbritanniens, das Panoptikum flämisch-wallonischen Irrsinns "Ugly Belgian Houses" ist längst eine Internet-Berühmtheit.
Doch was ist eine "Bausünde" wirklich? Nachlässigkeit, Planungsbürokratie, Ignoranz der Umgebung gegenüber, Stilunsicherheit oder wild wuchernde Selbstbaupatchworks aus Baumarktmitbringseln: Es gibt Dutzende verschiedene Gründe, warum uns Bauten unangenehm ins Auge stechen.
Vielleicht greift die reflexhafte Häme also doch zu kurz? Die Berliner Architekturhistorikerin und Urbanistin Turit Fröbe sammelt seit Jahren bauliche Ausrutscher aller Art, die jetzt in Buchform erschienen sind. Warum es gute und schlechte Sünden gibt und warum man den liebevollen Blick benötigt, erklärt sie im Gespräch.